Thema des Monats Oktober

Archäologie unter, am und auf dem Wasser

Unter Wasser

Denken wir an Unterwasserarchäologie, kommen uns zunächst vermutlich eindrucksvolle Funde aus dem Mittelmeer oder der Karibik in den Sinn. Dass es aber auch in bayerischen Seen, niedersächsischen Mooren, baden-württembergischen Höhlen, im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer und an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns hochinteressante Fundstellen gibt, ist weniger bekannt. In den vergangenen Jahrzehnten fanden Archäologinnen und Archäologen sowie Historikerinnen und Historiker in fast allen Bundesländern Spektakuläres aus ganz unterschiedlichen Epochen der Menschheitsgeschichte.

Seit der Steinzeit nutzen Menschen Gewässer für Verkehr und Handel, als Wohnstätten, heilige Orte sowie als Trink- und Nahrungsquelle. All diese Aktivitäten haben Spuren hinterlassen. Denn unter Wasser, unter Abschluss von Luftsauerstoff und oftmals von schützendem Sediment bedeckt, haben sich vor allem Objekte aus organischem Material ausgesprochen gut erhalten und geben einen einzigartigen Einblick in unsere Vergangenheit.

Mit moderner Technik und unter oftmals widrigsten Bedingungen machten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf, diese Zeitkapseln zu erforschen. Dazu gehören versunkene Siedlungen aus der Steinzeit, Hafenanlagen und Schiffe der Wikinger, römische Brücken, germanische Opfergaben, mittelalterliche Handelsschiffe sowie Kriegsschiffe und Flugzeugwracks des frühen 20. Jh.

Aus dem Vorwort von Florian Huber aus dem Band „Zeitreisen unter Wasser“ (s. Buchtipp)


Interview mit Unterwasser-Archäologe Florian Huber in der Sendung DAS!

Auf dem Wasser

Gefahr durch Piraten


Seit die Menschen zur See fahren, gibt es Piraten, und das ist bekanntlich auch heute noch so. Doch Seeräuber ist nicht gleich Seeräuber, und Pirat nicht gleich Pirat: Mit den unterschiedlichen Facetten dieses Phänomens beschäftigt sich die altertumswissenschaftliche Forschung schon lange, da interessante Aussagen zum Verständnis von Seeherrschaft, Handel, Reisen und zahlreichen anderen Themen gewonnen werden können.

Dank seetüchtiger Schiffe beginnt das Mittelmeer ab der Bronzezeit seinen Schrecken zu verlieren. Die einst gefährliche See wird ein florierender Wirtschafts- und Kommunikationsraum. Doch Gelegenheit macht Diebe –
und so folgen Seemännern und Händlern alsbald auch die Seeräuber. Allerdings trifft der Vorwurf der Piraterie nicht nur echte Seeräuber. Politische Feinde und wirtschaftliche Konkurrenten rücken ins Visier der «Piratenjäger» und der Unterschied zwischen Seekrieg und Seeraub ist vor allem eine Frage des Standpunkts. Piraten – das sind immer die Anderen!


Auf dem Meeresgrund nördlich von Zypern, nicht weit von Kyrenia, lag
lange Zeit von Seegras verborgen, eines der bedeutendsten Schiffswracks der Antike.

Die Unterwassergrabungen vor der zypriotischen Küste haben Befunde erbracht, die auf ein gekapertes Schiff hindeuten könnten. Auch darüber hinaus ist der Fund ein Highlight der maritimen Archäologie.

Schätzungsweise rund 400 rhodische Vorratsgefäße für Wein, aus der Zeit Alexanders des Großen und neun andere Typen in geringerer Stückzahl ruhten gemeinsam mit der sehr gut erhaltenen Holzstruktur eines ursprünglich knapp 15m langen und etwa 4 m breiten Frachtschiffes auf dem Grund.

Einige Gegenstände lassen Rückschlüsse auf die Besatzung des Frachtschiffes zu. Es handelt sich hauptsächlich um Objekte für den täglichen Gebrauch wie Trinkgefäße, Löffel und Teller (je 4 Stück), die auf eine Größe der Besatzung von drei bis vier Mann schließen lassen. Das Schiff war offensichtlich recht lange in Nutzung, was zu zahlreichen Ausbesserungen und Umbauten geführt hat. Was aber war der Grund dafür, dass dieses Schiff in den Fluten versank? In unserem
Zusammenhang ist natürlich eine These von besonderer Bedeutung, die immer wieder als Grund für den Untergang des Schiffes ins Spiel gebracht wird: Piraten.

Lesen Sie den vollständigen Artikel und weitere Themenbeiträge in der ANTIKE WELT 2/2016 (E-Paper)

Beiträge im Titelthema

  • Gefahr auf See – Piraten der Antike
  • Von Piraten versenkt? Das Schiffswrack von Kyrenia und die Debatte um einen Seeräuberüberfall
  • Der allen gemeinsame Feind? Piraterie im Kontext antiker Reichsbildung
  • Freibeuter der Herzen – Piraterie im antiken Roman
  • Piraterie als Herrschaftsinstrument in der mediterranen Welt der Spätantike

Am Wasser – Häfen der Antike

Schon immer bilden Häfen das »Tor zur großen weiten Welt«. Seit der Mensch Handel treibt, sind Häfen wichtige Umschlagplätze und verbinden unterschiedlichste Einflüsse und Kulturen. Sie unterliegen den naturräumlichen Gegebenheiten der Meere und Flüsse, bilden mit ihren technischen Anlagen jedoch zugleich das Rückgrat regionaler und überregionaler Verkehrsnetze, denn es bedarf logistischer Strukturen, um den Warenverkehr und die Versorgung zu sichern.

In der Antike entwickelte sich das Mittelmeer zu einem wichtigen Verkehrsraum mit regionalen wie überregionalen Verteilersystemen und Verbindungen besonders auch nach Nord-, Ost- und Westeuropa. Der griechische Philosoph Platon merkte im 5. Jh. v.Chr. an, seine Landsleute siedelten um das Mittelmeer ähnlich den Fröschen um einen Teich. Doch war ihm nicht unbekannt, dass auch anderswo viele »solcher Orte« existierten.

In den Bau und den Erhalt von Hafenanlagen investierten die Römer und ihre Verbündeten aus zahlreichen Gründen viel Zeit und Geld. Der mit hohem Aufwand errichtete Hafen in Caesarea Maritima an der Levanteküste war ein Prestigebau des Herodes und zielte auf das Wohlwollen von Kaiser Augustus.

OZEANE

Die Ausstellung aus New York zu Gast beim wbg-KulturCard Partner in Heilbronn

Was wissen wir eigentlich über die verschiedenen Lebensräume in den Ozeanen? Wie können wir moderne Technologien für ihre Erforschung nutzen? Wie lässt sich die enorme Artenvielfalt in den Ozeanen schützen und bewahren?

Die rund 800 Quadratmeter große Sonderausstellung ist erstmals in Deutschland zu sehen und bis zum 7. November in Heilbronn zu Gast. Sie lädt ein, diesen und vielen anderen spannenden Fragen genauer nachzugehen.

Passende (Hör-) Bücher und e-Books zum Thema finden Sie im wbg Verlag


Alle Titel sind über den jeweiligen Link direkt bei der wbg bestellbar.

Zeitreisen unter Wasser

Archäologische Funde von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert

In den letzten Jahrzehnten fanden Archäologen unter Wasser Spektakuläres aus ganz unterschiedlichen Epochen der Menschheitsgeschichte. Florian Huber, Forschungstaucher und Spezialist für Unterwasserarchäologie, versammelt 28 spannende Beiträge von Wissenschaftlern, die die Funde in unseren Gewässern historisch einordnen. Sie entdeckten versunkene Siedlungen aus der Steinzeit, römische Brücken, germanische Opfergaben, Hafenanlagen und Schiffe der Wikinger, mittelalterliche Hansekoggen sowie Kriegsschiffe und Flugzeugwracks aus dem 20. Jahrhundert.

Häfen für die Ewigkeit

Maritime Ingenieurskunst der Römer

Ostia und die vielen Häfen in der Bucht von Neapel, Marseille und Narbonne an der südfranzösischen Küste, Leptis Magna in Libyen oder Seleukia Pieria in der heutigen Türkei: Rund ums Mittelmehr bauten die Römer große Hafenkomplexe, um ihre Macht und die Versorgung des Imperiums zu sichern. Auf dem neuesten Stand der Forschung und bis ins Detail rekonstruieren Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin die Hafenarchitektur und Meerestechnik der Römer und veranschaulichen die Fülle der Probleme, die die antiken Ingenieure zu lösen hatten. 

Tore zur Welt

Häfen in der Antike

Christina Wawrzinek gibt in diesem Buch erstmals einen Überblick über die Häfen in der antiken Welt und beleuchtet ihre ökonomische und militärische Bedeutung. Sie nimmt den Leser mit in berühmte Häfen im Mittelmeer und erzählt von Organisation und Funktion, aber auch vom prallen Leben und dem umtriebigen Alltag in Piräus, Ostia und anderen Hafenstädten.