Reiterkrieger

Thema im Monat November

Reiterkrieger und Pferde

Ob Kimmerier, Skythen, Hunnen, Awaren, Bulgaren oder Ungarn – Reiter aus der Steppe waren zu allen Zeiten gefürchtet

Alte DNA beleuchtet Ursprünge der Awaren

Weniger bekannt als Attilas Hunnen waren die Awaren, deren erfolgreichere Nachfolger. Sie beherrschten fast 250 Jahre lang weite Teile Mittel- und Osteuropas. Als belegt gilt, dass sie im sechsten Jahrhundert unserer Zeit aus Zentralasien kamen, doch ihre Herkunft blieb antiken Autoren und modernen Historikern gleichermaßen ein Rätsel.

Kartierung von Karakorum, der Hauptstadt des Mongolenreiches

Archäologen haben Karakorum, die Hauptstadt des von Dschingis Khan gegründeten mongolischen Reiches, in nie dagewesener Detailgenauigkeit kartiert – und das, ohne etwas ausgraben zu müssen. Stattdessen setzten Professor Jan Bemmann von der Universität Bonn und ein internationales Forscherteam neueste geophysikalische Methoden ein, um die Hauptstadt des größten zusammenhängenden Reiches der Geschichte zu kartieren. 

2700 Jahre alte Reiterrüstung belegt Technologietransfer

Ein fast vollständig erhaltener Lederschuppen-Panzer wurde 2013 erstmals im Grab eines etwa 30 Jahre alten Mannes nahe der heutigen Stadt Turfan im Nordwesten Chinas entdeckt. Aufgrund extremer Trockenheit konnte der Fund die Jahrtausende überdauern und lieferte dem internationalen Team um Patrick Wertmann vom Asien-Orient Institut der Universität Zürich neue Kenntnisse zur Verbreitung von Militärtechnologie im ersten Jahrtausend vor Christus.

Reiterkrieger und geköpftes Pferd – Untersuchung des frühmittelalterlichen Gräberfelds von Knittlingen

Die äußerst fruchtbare Gegend um die Stadt Knittlingen wurde bereits von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter besiedelt. Auf die mittelalterliche Besiedlung deuten heute einerseits die vielen auf -ingen und -heim endenden Ortsnamen. Andererseits sind auf der Gemarkung des Ortes merowingerzeitliche Reihengräberfelder entdeckt worden. Mit einem dieser Gräberfelder befasst sich seit August das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart im Zuge einer archäologischen Ausgrabung. Die Funde von Waffen und Schmuck geben Auskunft über die soziale Stellung der Toten.

Von den Hunnen zu den Ungarn


Die Hunnen sind wohl das bekannteste abendländische Steppenvolk. Ihr Vorstoß an das Schwarze Meer gegen 370 führte zum Ende des Gotenreichs von König Ermanerich und zur Flucht ganzer Stämme in das Römische Reich. Nicht minder wichtig waren aber noch weitere Reitervölker.

Den Hunnen gelang es, ihre Herrschaft über die untere Donau und das Karpatenbecken auszuweiten. Sie vereinigten die ost-und mitteleuropäischen Völkerschaften, vor allem die germanischen Ostgoten, Skiren und Gepiden, unter ihrer Kontrolle. Und doch wissen wir von ihnen sehr wenig. Erst mit König Attila, ab 445, fließen die Nachrichten dichter. […]

Typisch für das Hunnenreich sind reiche Frauengräber, deren Ausstattung unterschiedliche kulturelle Wurzeln zeigen, spätrömische, germanische und steppennomadische. Das Grab der »Fürstin« von Untersiebenbrunn in Niederösterreich mit Prunkfibeln, Goldflitterbesatz, dem Zaumzeug für zwei Zug- und einem Reitpferd sowie einem runden Metallspiegel ist ein gutes Beispiel, ebenso das Grab von Csorna in Ungarn mit prächtigem Diadem. Bedeutend ist der Fundplatz Üllő, wo einige wohl hunnische Gräber in teils sehr großem Abstand zueinander lagen, eines davon für einen Mann, den man auf ein abgezogenes Pferdefell gebettet hatte. Einige dieser Bräuche finden sich auch bei den frühen Awaren 150 bis 200 Jahre später. Im Karpatenbecken wurde bislang nur eine Handvoll Individuen östlicher Nomaden anhand von Bestattungsbräuchen und Funden archäologisch identifiziert.[…]

Artikelauszug aus dem AiD Heft 622


Reiter aus der Steppe Cover AiD 622

Tipp:
Besuchen Sie unseren KulturCard-Partner, das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle

Angriff der Hunnen-Verbände im Jahr 376 nach Christus. © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Karol Schauer.

Sonderausstellung Reiternomaden in Europa – Hunnen, Awaren, Ungarn

16. DEZEMBER 2022 BIS 25. JUNI 2023

Das Ausstellungsvorhaben ›Reiternomaden in Europa – Hunnen, Awaren, Ungarn‹ führt in die frühmittelalterlichen Reiche der Hunnen, Awaren und Ungarn, in ihre Geschichte und zu ihren archäologischen Hinterlassenschaften. Sie bietet auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit herausragenden Exponaten erstmals eine vergleichende Betrachtung dieser Kulturen, die trotz vieler Parallelen auch beträchtliche Unterschiede in ihren Strukturen, Gebräuchen und Hinterlassenschaften aufwiesen.

Tipp:
Reisen Sie zur Ausstellung nach Halle in Begleitung

2 Tage Studienreise in Kooperation mit Karawane Reisen GmbH und Archäologie in Deutschland

Die Reise auf einen Blick

  • Termin: 7.3.2023 bis 8.3.2023
  • Reiseleitung: Dr. Frauke Sonnabend
  • Besuch der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
  • Besuch der Sonderausstellung: „Reiternomaden im Mittelalter“
  • 1 Übernachtung im Dorint Hotel Charlottenhof mit Frühstück
  • ab € 220,-

1. Tag: Halle: Landesmuseum für Vorgeschichte.

Individuelle Anreise nach Halle. Gegen 14 Uhr Treffen im Hotel und Begrüßung durch Ihre Reiseleiterin. Mit dem Linienbus geht es zum Landesmuseum für Vorgeschichte. Die Dauerausstellung ist in sechs thematische Abschnitte unterteilt, die Sie durch 400.000 Jahre Menschheitsgeschichte führen. Nicht fehlen darf natürlich die Himmelsscheibe von Nebra. Übernachtung: Dorint Hotel Charlottenhof****.

2. Tag: Halle: Ausstellung: „Reiternomaden im Mittelalter“

Am Vormittag Besuch der Ausstellung: „Reiternomaden im Mittelalter“. Sie führt in die frühmittelalterlichen Reiche der Hunnen, Awaren und Ungarn, in ihre Geschichte und zu ihren archäologischen Hinterlassenschaften. In der vergleichenden Betrachtung werden nicht nur viele Parallelen sondern auch beträchtliche Unterschiede sichtbar. Gegen Mittag endet Ihre Reise in Halle.

Ein Luxusobjekt mit militärischem Nutzen – Pferde in Ägypten und Vorderasien


Pferde spielten im Alten Orient und in Ägypten seit jeher eine besondere Rolle. Sie galten auf Grund ihrer Seltenheit und der aufwendigen Zucht und Ausbildung als äußerst wertvoll und als Luxusgut.

Nach Ägypten kommt das Pferd erst relativ spät: Die aus der Levante nach Westen migrierenden Hyksos führen es um 1650 v. Chr. ein. Es wird vor allem als Zugpferd vor den Wagen gespannt; bildliche oder textliche Nachweise für das Reiten gibt es nur wenige. In der Regel sind es zwei Pferde, die einen zweirädrigen Wagen ziehen. Im Wagenkorb steht ein Lenker, der die Zügel führt, sowie eine
weitere Person. Da es sich vorrangig um Streitwagen handelt, sind es oft Bogenschützen, die ihn als bewegliches Podium nutzen. In den großformatigen Schlachtendarstellungen ist es der Pharao, der allein mit dem Streitwagen in die gegnerischen Reihen prescht. […]

Eine besondere Liebe zu Pferden wird den nubischen Königen, die zwischen 716 und 663 v. Chr. als 25. Dynastie auch Ägypten beherrschen, nachgesagt. Neben den königlichen Bestattungen gibt es Begräbnisse für deren Gespanne: vier bzw. acht Pferdegräber eng nebeneinander, in denen die Tiere stehend bestattet wurden, damit sie auch im Jenseits für ihren Pharao den Streitwagen ziehen konnten. Der König Pi(anch)y, der um 720 v. Chr. Ägypten wieder zu einem Großreich vereint, lässt auf seiner «Triumphstele» sogar im Giebelfeld ein Pferd abbilden, und im Text heißt es beim Besuch der Ställe der eroberten Stadt Hermopolis: «Als er (= Pi[anch]y) sah, dass sie abgemagert waren, sagte er: ‹Ich schwöre bei Re … es ist schmerzlicher für mein Herz, dass meine Pferde abgemagert sind, als alle Verbrechen, die du aus Geiz gemacht hast!›». […]

Artikelauszug aus dem ANTIKE WELT Heft 522


Das Pferd in der Antike

Über Pferde und Menschen – Eine besondere Beziehung

Seit Jahrtausenden ist die Geschichte von Pferden und Menschen eng miteinander verknüpft. Reich bebildert zeigt dieser Band in lebendigen Essays den besonderen Stellenwert des Pferdes in der Antike als Reit- und Zugtier, als Rohstofflieferant und Statussymbol sowie seine Bedeutung für die Religion. Zahlreiche Pferdedarstellungen verdeutlichen die außerordentliche Wertschätzung, die Pferde in der Antike durch Menschen erfuhren.