Thema des Monats Juli
Mythische Wesen und Gruselgestalten
Komödienszene: Konsultation einer Hexe. Zwei junge Frauen und eine Hexe mit Theatermasken. Mosaik. Aus der sog. Villa des Cicero, Pompeji. Neapel, Museo Nazionale Archeologico. akg images / Erich Lessing
Ach, guter Freund, nur allzu oft verwirft unser verkehrter Sinn
Apuleius, Metamorphosen
dasjenige als Lüge, was ihm doch nur unerhört, unersehen
ist oder was über den Horizont seiner Gedanken hinausgeht und er
nicht fassen kann. Prüfte er es nur genauer, so würde er so
manches Mal finden, dass es nicht nur ganz begreiflich, sondern
auch wohl sehr wahrscheinlich ist.
Zauberei und Grusel im alten Rom
Zauberei hat in Rom eine lange Tradition, v. a. in den Bereichen Weissagung, Liebe und Verfluchung. Da, wo Zauberei zum Schaden Dritter verwendet wird, wird sie schon im Zwölftafelgesetz um 450 v. Chr. unter Strafe gestellt. Im 1. Jh. v. Chr. beginnt sich die volkstümliche Zauberei mit der magischen Wissenschaft aus dem Orient zu vermischen und es entsteht eine neue große Zauberwelle, die den Magiebegriff hervorbringt. Die Dichtung greift das Thema dankbar auf. Wie wohl auch in der Realität sind neben der Wahrsagung die Liebes- und die Schadensmagie am populärsten; letztere ist durch eine große Anzahl von Fluchtäfelchen belegt.
Auch die Römer gruseln sich gern über fantastische Phantasiekreaturen, für die, was Zusammensetzung und Größe ihrer Körper angeht, der natürliche Bauplan der Natur keine Rolle spielt: Von menschenähnlichen Riesen, die so groß sind wie die fünf- oder sechsstöckigen Mietskasernen im alten Rom und die in Grausamkeit und Wildheit ihrer Körpergröße in nichts nachstehen, über unheimliche, geradezu skurrile Mischwesen aus Mensch und Raubtier, die gleichermaßen fremdartig wie böswillig sind, bis hin zu Drachen, tierischen Riesenmonstern, die fliegen und Feuer speien und damit zu einer Bedrohung kosmischen Ausmaßes werden können, oder eben auch solchen Exemplaren, die in menschlicher Gestalt erscheinen, um das Vertrauen oder sogar die Zuneigung ihrer Opfer zu gewinnen und dann in einem völlig unerwarteten Moment über diese herzufallen.
Innenbild einer Schale des Tityos- Malers mit Darstellung eines vermeintlichen Werwolfs, 6. Jh. v. Chr. Rom, Villa Giulia. ©akg-images / De Agostini Picture Lib. / G. Nimatallahv
Auszug aus dem ANTIKE WELT
SH 11/2021, S. 61 und 108.
Geister, Hexen, Menschenfresser
Das Sonderheft widmet sich den Ursprüngen bekannter und weniger bekannter übersinnlicher Wesen und ihren bevorzugten Erscheinungsorten und zeigt auf vor welchen Gestalten die alten Römer sich in der Literatur und im echten Leben gruselten.
Löwenmenschen und Schamanen
„Unter Magie soll nicht unterschiedslos
alles archäologisch Unbekannte und
Formlose fallen, sondern wir sind bestrebt, einen Querschnitt all jener Phänomene zu erfassen, die Ausdruck dafür sind, dass Menschen in der Vorgeschichte trotz Unkenntnis in vielerlei Hinsicht versuchten, Gesetzmäßigkeiten im Unerklärlichen zu finden. Schamanistische Praktiken, »Jagdzauber« zur Sicherung der Beute, Sonderbestattungen zur Bannung von gefährlichen Untoten, Amulette zur Unheilabwehr und Ähnliches sollen deshalb die Lupe sein, durch die wir die »magischen« Mittler zwischen
menschlicher Gesellschaft und der übernatürlichen Welt betrachten wollen: jene Menschen, die sich berufen fühlten oder von ihren Mitmenschen auserwählt wurden, zum Schutze ihrer Gemeinschaft zu agieren und die deshalb als Magier, Schamanen und Zauberer fungierten.„
Aus der Einführung des
AiD Sonderheftes 16/2019
„Zauberer von Trois Frères“ Darstellung eines sich in ein Tier verwandelnden Schamanen Portrait eines mongolischen Schamanen in der Khuduu Aral Steppe
Lesen Sie mehr im
AiD Sonderheft 16/2019
Löwenmenschen und Schamanen
Magie in der Vorgeschichte
Trance, Trommeln und Schamanen – Facetten der Welt des Übernatürlichen, die in vorgeschichtlichen Zeiten ein bedeutsamer Teil des Lebens war. Davon zeugen die vielfältigen prä- und protohistorischen Hinterlassenschaften, die die Archäologie für gewöhnlich als «kultisch», «rituell» oder «magisch» versteht. Genauso stellen heute nicht mehr lesbare Botschaften in Wandmalereien für die Forschung häufig Rätsel dar und deuten gleichzeitig auf magische Inhalte hin. Sogar viel verwendete, praktische Gegenstände oder bedeutsame Orte für Menschen unserer Vorgeschichte mögen neben ihrer praktischen auch eine kultisch-rituelle Funktion besessen haben. Dieses Buch diskutiert den problematischen Begriff der «Magie» in der Forschung. Es wendet sich Akteuren, Objekten und Orten zu, die uns in Überresten der Vorgeschichte als magische Spuren begegnen.
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Geköpft und gepfählt
Archäologen auf der Jagd nach den Untoten
Vampire geben der Archäologie nach wie vor zahlreiche Rätsel auf. Doch neueste Forschungen beweisen: Die Furcht vor Untoten ist so alt wie die Menschheit. Gräber vermeintlicher Wiedergänger finden sich nicht nur in den Karpaten oder in Polen. Sie existieren mitten in Europa, in Mockersdorf in der Oberpfalz oder im Mittelburgenland in Österreich. Die beiden Archäologen Angelika Franz und Daniel Nösler haben sich auf die Spurensuche gemacht und das ein oder andere Grab selbst gefunden.
Dinge zwischen Himmel und Erde
Eine Kulturgeschichte des magischen Denkens
Claus Priesner lädt zu einem Gang durch die Kulturgeschichte ein, der in der Steinzeit beginnt, die Entstehung von Astrologie/Astronomie und Alchemie in den antiken Hochkulturen schildert, das magische Denken im Mittelalter und der Frühen Neuzeit erklärt und mit den Versuchen zur Erforschung „paranormaler“ Phänomene im 19. und 20. Jahrhundert endet.
Antike mit Biss
Die schaurigsten Geschichten von Homer bis Horaz
Vampire, Hexen, Werwölfe – schon in der Literatur der Antike trieben diese Gestalten ihr Unwesen und sorgten für Furcht und Schrecken. So berichtet Horaz von dem Ritualmord an einem Jungen, aus dem Hexen einen Liebestrank brauen wollen oder Ovid erzählt von unfreiwilligem Kannibalismus – eine der grausamsten Erzählung in der antiken Mythologie überhaupt. Cornelius Hartz versammelt in seinem Band die besten Schauergeschichten antiker Autoren.