Thema des Monats Februar

Montanarchäologie

Foto einer Haspelkammer mit Einbauten aus Dippoldiswalde © LfA Sachsen/ Heide Hönig, Jiří Unger u. Martin Košťál

Montanarchäologie bezeichnet alle archäologischen Themenfelder, die mit der Ressourcengewinnung mineralischer Rohstoffe und dem dazugehörigen Umfeld verknüpft sind, und die mit der Herstellung der daraus produzierten Zwischen- und Endprodukte sowie ihrem Vertrieb verbunden sind. Das Wort Montan kommt dabei vom lateinischen mons (Berg). Das bedeutet, dass eben nicht nur der Bergbau oder das Hüttenwesen Gegenstand der Montanarchäologie sind, sondern ebenso und gleichwertig beispielsweise die Produktion von Brennstoffen durch die Köhlerei (Herstellung von Holzkohle), die Lebensverhältnisse der Berg- und Hüttenleute oder die Infrastrukturmaßnahmen, die zur Organisation und Steuerung des Montanwesens führten, wie z. B. der Burgenbau im Hochmittelalter zum Schutz von Bergbauarealen. Aktuell widmet sich die Montanarchäologie zunehmend auch jüngeren Epochen. Mehr zum Thema „Was ist Montanarchäologie?“ bietet das neue Sonderheft der AiD in einem ausführlichen Beitrag der Autorinnen und Autoren Götz Alper, Guntram Gassmann, Jochen Haberstroh, Christiane Hemker, Peter Henrich, Katharina Malek-Custodis, Sabine Schade-Lindig, Matthias Schubert und Manuel Zeiler.

Bergbau durch die Jahrtausende

Das Sonderheft der Archäologie in Deutschland umspannt in mehreren Beiträgen einen Bogen von der Steinzeit bis zum Zweiten Weltkrieg und widmet sich vor allem den Epochen vor dem 16. Jh., wirft aber auch einen Blick auf die Forschungsgeschichte und der Bedeutung von Montandenkmälern als kulturelles Erbe.


Beiträge (in Auswahl)

Feuerstein – Gefragtes Rohmaterial der Steinzeit

In Mitteleuropa sind annähernd 300 Abbaustellen von Feuerstein und Hornstein lokalisiert, mindestens 45 Fundstellen befinden sich im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Allein knapp 30 dieser prähistorischen Abbaustellen liegen – begründet durch die geologischen Rahmenbedingungen – im baden-württembergischen und bayerischen Donauraum. Die südliche und südöstliche Frankenalb ist damit ein Zentrum jungsteinzeitlicher Rohstoffgewinnung in Mitteleuropa.

Granit, Sandstein & Co – Rohstoffgewinnung in Kaiserzeit und Spätantike

Mit der Einführung der Steinbauweise entstand ein völlig neuer Wirtschaftszweig in den Nordwest- Provinzen des Römischen Reiches. Davon zeugen noch heute zahlreiche Steinbrüche und Bergwerke im römischen Deutschland. Der Felsberg Granit bei Lautertal im Odenwald, der Trachyt am Drachenfels bei Königswinter, der Sandstein am Kriemhildenstuhl bei Bad Dürkheim sowie der Tuffstein am Laacher See- Vulkan (vgl. unten) stehen für die Vielfalt der Baumaterialien. Häufig wurde die Rohstoffgewinnung durch den Staat organisiert und durch das Militär realisiert. In zahlreichen Steinbruch- und Weiheinschriften haben sich die am Steinabbau beteiligten Legionen, Kohorten und Kavallerieeinheiten (alae) sowie die Provinzflotte (classis Germanica) und die Leibwachen der Provinzstatthalter (pedites singulares) verewigt.


Cover Sonderheft Bergbau

Kupfer, Blei & Co – Mittelalterliches Hüttenwesen

Im germanischen Siedlungsgebiet außerhalb des Römischen Reichs wurde Eisen über Jahrhunderte in relativ kleinen Öfen im Rennfeuerverfahren gewonnen. Bei der Verhüttung von Raseneisenerz im norddeutschen Tiefland verwendete man dabei bevorzugt freistehende Schachtöfen mit Schlackengrube. Von diesen Öfen mit eingetieftem Herd, der jeweils nur einmal genutzt werden konnte, zeugen charakteristische Schlackenklötze. Welchen Umfang diese Verhüttung erreichen konnte, verdeutlicht ein Eisenverhüttungszentrum des 3. bis 4. Jh. bei Wolkenberg in der Niederlausitz mit 1340 Rennofengruben .

Die vollständigen Beiträge und weitere Themen finden Sie im AiD Sonderheft „Bergbau durch die Jahrtausende“

Ruhrmuseum Essen. Foto: Brigida González

UNESCO-Welterbe Zollverein Ruhrmuseum Essen

wbg KulturCard-Partner

Das Ruhr Museum befindet sich in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein, Schacht XII in Essen. Es verfügt über umfangreiche Sammlungen zur Geologie, Archäologie, Geschichte und Fotografie, die im Wesentlichen auf den Sammlungen des ehemaligen Ruhrlandmuseums der Stadt Essen beruhen. Sie werden insbesondere mit regionalem Bezug ständig vermehrt und thematisch erweitert. Neben der Dauerausstellung zur Natur, Kultur und Geschichte des Ruhrgebietes zeigt das Ruhr Museum regelmäßig Sonderausstellungen, auch zu Themen, die sich nicht auf das Ruhrgebiet beziehen. 

>> Mehr zum Museum

Nachlese

Sowohl AiD als auch ANTIKE WELT haben in der Vergangenheit mehrfach zu verschiedensten Aspekten von Montanarchäologie berichtet. Hier einige Meldungen der letzten Wochen zum nachlesen.

Sehenswert: Bergbaumuseum MiBERZ

Nach dem Hochwasser 2002 fand man unter dem Ort Dippoldiswalde im Osterzgebirge Bergwerksschächte aus dem Hochmittelalter. Das »Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge« – kurz MiBERZ – greift die Forschungsergebnisse der Archäologen auf und führt den Alltag der Bergleute im Mittelalter vor Augen.

Der Bergbaugeschichte Sachsens auf der Spur

Sachsens Wälder sind immer noch für Überraschungen gut. Vor wenigen Jahren konnte niemand ahnen, in welcher Dichte montanarchäologische Relikte bis weit ins Erzgebirgsvorland hinein verbreitet sind.

Arava-Tal führend in eisenzeitlicher Kupferproduktion

Eine neue Studie der Universität Tel Aviv hat ergeben, dass die Kupferindustrie im Arava-Tal vor etwa dreitausend Jahren dank fortschrittlicher Managementmethoden und beeindruckender technologischer Kreativität florierte und zum größten und fortschrittlichsten Verhüttungszentrum der antiken Welt wurde.

Montanarchäologie in der Denkmalpflege Westfalens

Ein Vortrag von Dr. Manuel Zeiler im Rahmen der Jahrestagung 2020 – Archäologie in Westfalen-Lippe

Die Bergbautradition im Ruhrgebiet und in Westfalen reicht weit zurück, bis in die Eisenzeit. Dr. Manuel Zeiler geht hier wortwörtlich in die Tiefe, nimmt uns mit unter die Erde. Spannende Aufnahmen von Untertage geben Einblicke in eine Welt, die nur Wenigen vergönnt sind, zeigen aber auch Probleme auf, die den Forschern begegnen. Und: Wo liegt der Nutzen der archäologischen Untersuchung alter Bergbauanlagen? Manuel Zeiler lichtet den Staub…

Dr. Manuel Zeiler ist wissenschaftlicher Referent der LWL-Archäologie für Westfalen/Außenstelle Olpe: (Montan-)archäologische Prospektionen, Grabungen und Auswertungen; Betreuung von univ. Abschlussarbeiten, Ehrenamtlicher (Sondengänger) und von Sammlungen. Er ist Begründer und Mitglied der Kommission „Montanarchäologie“ des Verbandes der Landesarchäologien in der Bundesrepublik Deutschland