Thema des Monats Februar

Lachen, Humor und Witze in der Antike

Foto: Terrakottalampe in der Gestalt eines Kömödienschauspielers. 2. Jh. n. Chr. New York, Metropolitan Museum, Gift of J. Pierpont Morgan, 1917. Accession Number: 17.194.1810.

„Wie glücklich man an Land war, merkt man erst, wenn das Schiff sinkt.“

Seneca

Über Humor lässt sich ja bekanntlich streiten. Quer durch die Geschichte finden sich Beispiele und unzählige Sprichwörter bekräftigen, wie vorteilhaft es ist, Humor zu haben. Humor als menschliche Fähigkeit, etwas mit „heiterer Gelassenheit“ zu sehen, hat eine zentrale Bedeutung für das Zusammenleben von Menschen und ist eine der facettenreichsten Erscheinungen menschlicher Kommunikation.

Für Altertumsforscher ist Humor kein einfaches Thema, denn es ist nicht leicht zu verstehen, was in vorangegangenen Zeiten wann und warum als komisch angesehen wurde. Besonders dann, wenn der Kontext aufgrund der Quellenlage nicht klar ersichtlich ist: Handelt es sich um Humor, oder eine ironische Äußerung?
Unstrittig ist, dass die Menschen der Antike sich genauso gerne über ihre Mitmenschen lustig machten und Witze erzählten wie wir heutzutage.

Beleg hierfür ist u.a. der Philogelos, das einzige erhaltene „Witzebuch“ der Antike. Diese, in entschieden ungeschliffenem Griechisch verfasste Sammlung wird in die späte Kaiserzeit datiert, am wahrscheinlichsten ist das vierte oder fünfte Jahrhundert n. Chr.

Wer könnte sie zusammengestellt haben, wann und zu welchem Anlass? Wozu war die
Witzsammlung gedacht, und welchen Hintergrund haben die Witze eigentlich? Es besteht kein Zweifel, dass die Witze des Philogelos dazu gedacht waren, Leser oder Zuhörer zum Lachen zu bringen, das verrät schon der Titel. Aber was sagt uns eine solche Sammlung von Witzen oder lustigen Motiven über die Gesellschaft, die sie produzierte oder überlieferte, über ihre Prioritäten, Ängste und Sorgen? Ferner: Welchen Zweck und welche Geschichte hat ein solches Witzbuch? Mary Beard, Professorin für Klassische Philologie an der Universität Cambridge, geht diesen und weiteren Aspekten des Lachens in ihrem Buch „Das Lachen im alten Rom“ nach.

Der Philogelos enthält eine große Bandbreite an Witzen, solche über lächerliche Geizkragen – „Hast du von dem Alten gehört, der sich selbst als Erben eingesetzt hat?“ –, solche über Leute mit Mundgeruch – „Wie begeht einer mit Mundgeruch Selbstmord? Er zieht sich einen Sack über den Kopf und atmet tief ein“ –, und solche über komische Warnungen vor billigem Honig: „Ich würde ihn ja gar nicht verkaufen, gab der Händler zu, wenn nicht die Maus gekommen und drin krepiert wäre.“


Doch es sind weitere Quellen zum Humor verschiedener Zeiten erhalten.
Die Spanne reicht vom Alten Orient bis nach Byzanz und von volkstümlichen Anekdoten bis zu theologischen Schriften.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen haben sich diversen Aspekten des Humors in der Antike angenommen und ihre Erkenntnisse in der ANTIKEN WELT veröffentlicht.


Grenzenloser Humor!?

Politische Invektive und Obszönität, geistreiche Verulkungen und Sprachwitz: das ist das Repertoire des athenischen Komödiendichters Aristophanes (5./4. Jh. v. Chr.). Seine Stücke präsentieren eine ungewöhnliche Seite der griechischen Klassik. Mit der Verbindung unterschiedlicher Ebenen des Witzes stellen sie Gesamtkunstwerke des Humors dar und bieten trotz aller Zeitgebundenheit auch heute noch genug Stoff zum Lachen – und Nachdenken.

Antike Technologie für fürstliche Feste

Gastgeber antiker Feste wollten ihre Gäste nicht nur mit erlesenen Speisen und Getränken bewirten, sondern auch unterhalten. Antike Technik lieferte dafür Objekte, die mit überraschenden Effekten aufwarteten. Es gab Trickgefäße und Brunnen, die scheinbar unerschöpflich waren oder Wasser in Wein verwandeln konnten. Die Reaktion darauf fiel wohl unterschiedlich aus; sie reichte vermutlich vom Lachen über Scherzartikel bis hin zum Glauben an Wunder.

Ein Blick auf den altorientalischen Humor

Worüber Menschen lachen, sagt zweifelsohne viel über ihr Weltverständnis aus und erlaubt einen tiefen Einblick in ihre Kultur. Dennoch ist es überaus schwierig, Humor in einer längst untergegangenen, geographisch wie zeitlich von uns weit entfernten Kultur wie dem Alten Orient zu entdecken. Wenn wir heute in altorientalischen Texten kaum die Witze finden, die wir aus unserer Kultur gewohnt sind, dann liegt das sicher auch an der schriftlichen Überlieferung, die uns keine «Witzesammlungen» übermittelt. Dennoch zeigen viele Erzählungen und Hinweise in Texten, dass es den Bewohnern des Alten Mesopotamien keineswegs an Esprit und Humor gefehlt hat.


Cover Antike Welt 420

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in der ANTIKEN WELT 420

„Einer traf mit einem Studierten zusammen und sagte: „Der Sklave, den du mir verkauft hast, ist gestorben.“ „Ich schwöre dir,“, antwortete der, „als er bei mir war, hat er so was nicht gemacht.“

unbekannt

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Das Lachen im alten Rom

Worüber lachten die alten Römer? Kannten Sie Streiche? Welche Bedeutungen konnte ein Lachen für sie haben? Welche Rolle spielte Lachen vor Gericht, im Kaiserpalast oder in der Arena? Das fragte sich die berühmte Altertumswissenschaftlerin Mary Beard, ausgestattet mit spitzer Feder und dem ihr eigenen britischen Humor.

Masken im Altertum

Was ist eine Maske und welche Auswirkungan hat das Tragen derselben? Haben Masken eine Entwicklung auf ihrem Weg nach Europa erfahren? Welche Bedeutung haben antike Masken und ihre Verwendung für das Verständnis und den Umgang mit Masken in unserer heutigen Kultur?

Kleine Geschichte der antiken Komödie

Wer kennt nicht die beiden Masken, von denen die eine lacht, die andere weint? Die eine symbolisiert die Komödie, die andere die Tragödie. Gregor Maurach zeigt, wie nahe beieinander Lachen und Weinen in den Stücken der antiken Dichter liegen.