Kult und Magie in Vor- und Frühgeschichte

Thema im September 2022

Kultfigur? Einzigartige Tonskulptur stellt Wissenschaft vor Rätsel

Ein Archäologen-Team hat bei Grabungen in Bayern eine etwa 3000 Jahre alte Tonskulptur entdeckt. Vergleichsfunde gibt es bislang keine. Möglicherweise verehrten Menschen die kleine Statuette als Wassergottheit. Für ihre Funktion als Kultobjekt mit starkem Bezug zum Wasser spricht zumindest ihr Fundort.

Kultplatz der Wikinger auf Island neu untersucht

Eine neu erschiene Arbeit verwendet neue Ansätze zur Analyse von Radiokarbondaten, um einen wikingerzeitlichen Kultplatz tief in der massiven isländischen Surtshellir-Höhle zu dokumentieren.

3500 Jahre alte Kultstätte mit Massengräbern entdeckt

Im Rahmen von Ausgrabungen auf Zypern haben Archäologen der Universität Göteborg Massengräber und eine große Anzahl von Gegenständen gefunden – Beweise für den weit verbreiteten Handel, der in einer bronzezeitlichen Stadt vor 3.500 Jahren betrieben wurde.

Feuerkult der Bronzezeit

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in der Archäologie in Deutschland 422

Deutung eines vielgestaltigen Phänomens

Die schwierige Quellenlage macht unterschiedliche Theorien möglich

Im Norden Deutschlands kennen wir aus der Bronzezeit riesige Flächen mit charakteristischen Feuergruben – ein Befund, der viele Fragen aufwirft. Warum wurden die Plätze angelegt und über Jahrzehnte, teils sogar Jahrhunderte aufgesucht? Welchen Zwecken dienten sie? Und was verbirgt sich hinter diesen außergewöhnlichen Orten? Es ist höchste Zeit, sich dieses Rätsel genauer anzusehen!

Feuergruben zeichnen sich durch verbindende Merkmale aus: eine Verfüllung mit brandiger Erde, Holzkohle und Steinen – häufig mit Zeichen von Hitzeeinwirkung – sowie das Fehlen von archäologischem Fundmaterial. Die Gruben bilden drei hauptsächliche Varianten von Plätzen: solche mit langen, nahezu geradlinig verlaufenden Reihen, in denen die einzelnen Gruben in regelmäßigen Abständen zueinander gruppiert sind, andere mit mehrfachen Grubenreihen oder mit Häufungen in unregelmäßiger Anordnung. Die Frage der Deutung des Phänomens ist mit seiner Datierung verknüpft. 14C-Datierungen ergaben, dass die Mehrzahl der Feuergrubenreihen in die jüngere Nordische Bronzezeit von etwa 950 bis 750 v. Chr. datiert, mit Ausläufern bis in die ältere Vorrömische Eisenzeit. Die ältesten Feuergruben stammen jedoch bereits aus der späten Älteren Bronzezeit ab dem 14. Jh. v. Chr. Eine der bekanntesten Anlagen, die ein so frühes Datum erbracht hat, ist das über 1600 Gruben umfassende Feld von Rønninge Søgård auf der dänischen Insel Fünen, wo die Feuergruben in mehreren Reihen angeordnet sind.

Ein Befund, viele Varianten
Feuergruben werden häufig als Gar- oder Kochgruben bezeichnet und entsprechend gedeutet. Man vermutet, dass die im Feuer erhitzten Steine als eine Art Grill verwendet wurden. In den Gruben wurde Feuer gesetzt, die Steine dienten als Auflage und Hitzespeicher für darauf gegarte Fleischstücke. Der brandenburgische Archäologe Jens May gab jedoch zu bedenken, dass in den ausgegrabenen Gruben der über 290 m langen, in ostwestlicher Richtung verlaufenden Feuerreihe, die nördlich des bekannten »Königsgrabs« der jüngeren Nordischen Bronzezeit in Seddin in der Prignitz aufgedeckt wurde, keine Rückstände von Fettsäuren oder tierischen Fetten gefunden wurden. Er hält es zudem für möglich, dass die Feuer, die die Hitzespuren an den Steinen verursachten, an anderer Stelle gebrannt hatten und die Gruben erst nachträglich mit ihnen verfüllt wurden. Diese Beobachtung wurde auch an einem anderen Ort gemacht. […]

Ist das Magie oder was ist Magie?

Diese Fragen standen am Beginn der Beschäftigung mit römischer Magie. Die Literatur ist reich an Kategorisierungen und das Thema so beliebt wie nur weniges. Vom Gegensatz des Glaubens ist die Rede, von der Religion des Anderen, von Aberglauben, von dem Nichtöffentlichen, dem Geheimen und Persönlichen und natürlich dem übersinnlichen, metaphysischen Aspekt. Doch wie schwer eine Klassifizierung tatsächlich fällt, zeigt die Tatsache, dass es bis heute keine allgemein anerkannte und präzise Definition von Magie gibt; insbesondere keine überzeugende Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis oder Unterschied von Magie und Religion. Andere Fragen kamen dazu: Wann spricht man von Zauberpraktik, wann handelt es sich um ein magisches Ritual, wann wendete man sich an eine übersinnliche Kraft oder nahm die Dienste eines Magiers in Anspruch? Auf der Suche nach Erklärungen erwiesen sich diverse antike Schriftquellen, Berichte und Abhandlungen über das Wesen der Magie oder Anleitungen, also regelrechte »Zauberbücher«, als außerordentlich hilfreich, da ihnen auch viele magische Objektmerkmale entnommen werden können. Dabei handelt es sich etwa um bestimmte Darstellungen, Symbole oder Inschriften, Materialien, Farben oder Formen und auch die Kombination dieser. Magische Dinge waren entweder in rituelle Handlungen eingebunden, wurden einer überirdischen Macht übergeben oder man vertraute auf Schutz und Übelabwehr allein durch ihre Präsenz.

Es fiel schnell auf, dass Magie ein ganz selbstverständlicher Bestandteil der antiken Alltagswelt war. Als unmöglich erwies sich damit auch der Versuch, Magie von Religion zu trennen. Denn Magie konnte mit ihren vielfältigen Eigenschaften nur eine Facette von Glauben, eine Form religiösen Denkens und Tuns sein. Der Unterschied lag lediglich in der Art ihrer Anwendung, denn Magie hatte nichts Öffentliches und war ebenso wenig mit den staatlichen Kulten und Riten verbunden, sondern Sache jedes Einzelnen. Sie fungierte auch als Begriff der Ab- und Ausgrenzung, der Ab- und Entwertung, aber nicht aus ihrem übersinnlichen Charakter heraus, sondern aus Angst vor dem Unkontrollierbaren samt seiner geheimen Macht.
Und an diese glaubte fast jeder. Die Intensität der Nutzung bemaß sich jedoch nach individueller Einstellung und persönlichem Geschmack. Dem menschlichen Bedürfnis, auf das eigene Leben und Schicksal Einfluss zu nehmen, konnte Magie gut dienen. Als psychologisches Phänomen war und ist wohl eine gewisse übernatürliche Empfänglichkeit in jedem Menschen verankert.


Magie

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im AiD Sonderheft 24/22

Magisches Land

Kult der Kelten in Baden-Württemberg

Sie hinterließen kaum schriftliche Zeugnisse, dafür umso beeindruckendere Kunstwerke und archäologische Funde, die Einblick in ihre Vorstellungswelt geben: Die eisenzeitlichen Kelten waren keine Nation, besaßen aber Gemeinsamkeiten in Kunst und Handwerk ebenso wie in Sprache und Religion.

Im Januar 2022 ging die große Sonderausstellung „Magisches Land“ im Archäologischen Landesmuseum Konstanz zuende. Sie inszenierte den Kult – einen bedeutenden Aspekt keltischen Lebens – und bot spannende Einblicke in die komplexe Glaubenswelt der Kelten. Virtuell ist die Ausstellung in einem 360° Rundgang weiterhin zu besuchen.

Der 360° Rundgang durch die beendete Sonderausstellung „Magisches Land“

Der Rundgang ist über die Homepage des Archäologischen Museums Konstanz zu erreichen. Dort finden sich auch weitere Hintergrundinformationen zur Ausstellung.
Zum Rundgang

Magie in der Vorgeschichte

Die Besonderheiten eines so vielfältigen Phänomens wie Magie durch Raum und Zeit zu erschließen, kann natürlich nur der Versuch bleiben, anhand von Beispielen einen Überblick über dieses Themenfeld zu geben. Nichtsdestotrotz zeigen die einzelnen Kapitel des AiD Sonderheftes, dass man ganz unterschiedliche Anzeichen für das Praktizieren von
Magie in der Vorgeschichte durchaus finden kann.