Thema des Monats März

Krieg, Krieger und Schlachtfelder

Felsbild aus dem Abri von Les Dogues, Castellón, Spanien. Wikicommons

Seit wann gibt es Krieg?

Zahlreiche Wissenschaftler nehmen an, dass der Übergang zum Ackerbau vor etwa 12.000 Jahren ein wichtiger Faktor von Kriegen war. Archäologische Befunde verdeutlichen, dass organisierte Gewalt bereits in frühen Gesellschaften zu massiven Auseinandersetzungen geführt hat, die man als Kriege bezeichnen könnte. Es sind Befestigungswerke aus Gräben, Wällen und Palisaden, die nach Ausweis von Brandschichten und Pfeileinschüssen zerstört wurden.

Hinzu kommen Massengräber. Die aus ihnen geborgenen Skelette weisen Verletzungen von Waffen auf. Um 5100 v. Chr. kamen auf dem Gebiet des heutigen Ortes Talheim bei Heilbronn 34 Menschen gewaltsam zu Tode. Bei 20 Individuen wurden Spuren unverheilter Schädelverletzungen entdeckt. Bei Asparn an der Zaya (Österreich) waren es 67 getötete Männer, Frauen und Kinder, die im Befestigungsgraben ihrer Siedlung gefunden wurden. Auch dieses „Massaker“ datiert etwa in die Zeit um 5100 v. Chr.

Die Geschichte der Menschheit ist voll von gewaltsamen Auseinandersetzungen und Kriegen. Und so sind ihre Spuren und die Erforschung dieser ein fester Bestandteil der Archäologie. Seit dem Ende der 1990er-Jahre im Rahmen der Schlachtfeldarchäologie. In der Archäologie in Deutschland werden Ergebnisse der Forschung im Rahmen von Themenschwerpunkten und Sonderheften präsentiert.

Tollensetal

Eine Ausgrabungsstätte der Superlative: Wer waren die Krieger der Bronzezeit?

Was mit Zufallsfunden im Mai 1996 begann, gilt heute als eine der bedeutendsten Ausgrabungen weltweit: Ein Flusstal in Mecklenburg-Vorpommern war Schauplatz der frühesten in Europa dokumentierten Kriegshandlung. Ein Team von Archäologen und freiwilligen Helfern arbeitet seit 2009 daran, die Ereignisse rund um die Tollense nahe Altentreptow zu rekonstruieren. Lange Zeit herrschte die Meinung, dass es in der Bronzezeit eher friedlich zuging. Die Überreste der an der Tollense gefallenen Krieger sprechen jedoch eine andere Sprache: Pfeilspitzen, die noch nach Jahrtausenden fest in Knochen stecken und zahlreiche Waffenfunde erzählen die Geschichte einer heftigen Auseinandersetzung.

Cover AiD Sonderheft 1920 Tollensetal

Verheilte Verletzungen zeugen von der Kampferfahrung der Krieger. Eine Isotopenanalyse deutet darauf hin, dass ein Teil der Opfer nicht aus der Region stammt.

Thomas Terberger gibt faszinierende Einblicke in die archäologische Feldarbeit und lässt eine außergewöhnliche Fundsituation in Beiträgen und Bildern greifbar werden!

Die Wikinger

Der Mythos von den Barbaren aus dem Norden ein neuer Blick auf die Wikingerzeit

Die Wikinger gelten als wilde, barbarische Seekrieger, die im Mittelalter aus Skandinavien über die Dörfer und Städte Europas hereinbrachen. Sie raubten der Bevölkerung ihren Besitz und plünderten Kirchen und Klöster. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. In den Überlieferungen christlicher Mönche werden die Wikinger als heidnische Gegenspieler zur Christenheit verteufelt. Dieses ideologisch gefärbte und keineswegs objektive Bild prägt bis heute die öffentliche Wahrnehmung. Neue archäologische Ausgrabungen und genetische Analysen sprechen eine andere Sprache. Hier offenbart sich eine Kultur mit komplexen religiösen Vorstellungen, einem elaborierten Kunstverständnis und einer faszinierenden Mythen- und Sagenwelt.

Cover AiD Sonderheft 20/21

Internationale Experten zeichnen in diesem Buch ein vielschichtiges und überraschendes Bild der nordischen Kriegerkultur. Begeben Sie sich auf eine spannende Entdeckungsreise!

Kalkriese und die Varusschlacht

Die Schlacht gilt als eine der größten Niederlagen des römischen Reiches. Viele antike Autoren erwähnen die „clades variana“ im Jahre 9 n. Chr. Doch mit dem Ende des Römischen Reiches geriet das Geschehen in Vergessenheit.
Die Suche nach dem Ort der Varusschlacht hat im Laufe der Zeit mehr als 700 Theorien hervorgebracht.

Erst 1987, mit der Entdeckung römischer Silbermünzen durch den Hobbyarchäologen Tony Clunn bei Kalkriese, kam die Kehrtwende. Der anschließende Fund dreier Schleuderbleie, die unzweifelhaft die Anwesenheit des römischen Militärs belegten, führten schließlich 1989 zu archäologischen Ausgrabungen auf dem Oberesch, einem Flurstück am Kalkrieser Berg. Es war der Start einer bis heute dauernden, systematischen Forschung.

Antike / Militär. Maske eines Gesichtshelms. Römisch, vor 9 n. Chr. Eisen, Silber und Bronze, Höhe 16,9 cm. Fundort: Kalkriese (Kreis Osnabrück, Niedersachsen), dem wahrscheinlichen Schauplatz der Varusschlacht (Sieg der Germanen über die Römer unter Publius Quinctilius Varus 9 n. Chr.). Kalkriese, Museum and Park. Foto: akg-images / Kalkriese Museum

Museum und Park Kalkriese

Wissenswertes zur Varusschlacht, zu den Kalkrieser Funden und zur Entdeckungsgeschichte des antiken Schlachtfelds gibt es zur Zeit online, u.a. in Führungen durch die Dauerausstellung.

In der einstündigen Führung erfahren sie bei einem Rundgang durch die Dauerausstellung, was sich in Kalkriese vor mehr als 2000 Jahren abgespielt haben könnte.
Weitere Veranstaltungen des Museums sind bereits in Planung und hoffentlich bald wieder vor Ort zu erleben.

Lesetipp:

Passende Bücher und e-Books zum Thema finden Sie bei der wbg

Alle Titel sind über den jeweiligen Link direkt bei der wbg bestellbar.

Faszination Schwert

In seiner Funktion als Waffe hat das Schwert seit Jahrhunderten ausgedient. Doch sein Bann ist ungebrochen. Das Schwert hat die Menschen über die Zeiten hinweg fasziniert. Woher kommt diese Faszination und wie schlägt sie sich in der Kultur- und Kunstgeschichte nieder?

Faszination Wikinger

An vielen Orten haben die rätselhaften Nordmänner bis heute ihre Spuren hinterlassen. Dieses Buch führt Sie zu den 200 wichtigsten dieser versteckten Plätze – von Haithabu und Hamburg über Norddeutschland und Dänemark hinaus bis nach Südnorwegen und an die schwedische Ostküste. 

Orte der Varuskatastrophe

Das Buch stellt die wahrscheinlichsten Theorien zum Untergang der Varusarmee vor und beschreibt durch eine Synopse von literarischen Quellen und aktuellen archäologischen Funden den Weg dieser Armee in den Untergang. Dabei werden moderne Örtlichkeiten und Museen ebenso beschrieben wie die Hauptakteure und historischen Zusammenhänge.

Troia

Seit rund 3000 Jahren wird die Geschichte vom Krieg um Troia von Generation zu Generation weitergegeben. Die schöne Helena, der kämpferische Achilles und der kluge Odysseus sind für uns so lebendig wie für die Menschen der Antike – genauso lebendig wie der Wunsch, die Wahrheit hinter dem Mythos Troia zu erforschen. Die Stadt Troia ist real. Doch fand der Krieg um Troia wirklich statt?

Rom und das Schwert

Wie Krieger und Waffen die römische Geschichte prägten. Roms Militär war keine ›Kriegsmaschine‹, deren Zahnräder ohne zu reflektieren ineinandergegriffen hätten. Es gab nicht einmal einen Ausdruck für die römische Armee: Die Römer selbst sprachen von ›milites‹, also von Menschen statt von einer Institution. In einer einzigartigen Verbindung von Militär- und Sozialgeschichte zeigt Simon James, dass Roms Herrschaft letztlich auf der Grausamkeit seiner Soldaten und ihrer exzellenten Bewaffnung beruhte.

Germanen

Wer waren „die“ Germanen? Kann von „den Germanen“ überhaupt die Rede sein? Wie lebten sie? Was wissen wir darüber? Wie war das Verhältnis zwischen Germanen und Römischem Reich? War das tatsächlich eine in erster Linie von Konflikt geprägte Beziehung? Renommierte deutsche und internationale Archäologen und Historiker bieten auf dem aktuellen Stand der Forschung Einblicke in das Leben und Wirtschaften, in die Strukturen der germanischen Gesellschaften in dem von den Römern als „Germania magna“ bezeichneten Raum zwischen Rhein, Weichsel und Donau vom 1.-4. Jahrhundert n. Chr.