Thema des Monats August

Kelten

Detail des Kessels von Gundestrup; Nationalmuseum Kopenhagen akg-images / Fototeca Gilardi

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes »Kelten« (griechisch Keltoi) ist umstritten. Wahrscheinlich leitet es sich von einem indogermanischen Wort ab, das »erhaben« oder »herausragen« meint. »Kelten« könnte demnach frei mit »die Erhabenen« oder »die Hohen« übersetzt werden. Von Caesar erfahren wir, dass sich die Kelten Galliens selbst Celtae nannten, während die Römer keltische Gruppen bzw. Völker als Gallier (Galli) bezeichneten. Die antiken Kelten des 6. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. haben kaum eigene schriftliche Zeugnisse hinterlassen, die Aufschluss über ihre Geschichte geben könnten. Wir sind daher auf Darstellungen griechischer und römischer Autoren über die Kelten angewiesen. Um 600 v. Chr. gründeten griechische Kolonisten die Stadt Massalia (heute Marseille) in Südfrankreich, die sich rasch zu einem bedeutenden Handelsplatz und zu einer wichtigen Kontaktzone zu den einheimischen keltischen Gesellschaften entwickelte. Hekataios von Milet, ein griechischer Schriftsteller und Gelehrter, nennt die Kelten erstmals im späten 6. Jahrhundert v. Chr. als Nachbarn der Ligurer, die nördlich der Provence siedelten. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. schreibt Herodot, dass die Kelten sowohl am Oberlauf der Donau als auch jenseits der Säulen des Herkules (Straße von Gibraltar), also an der Atlantikküste beziehungsweise im äußersten Westen Europas siedelten. Dabei erwähnt er eine nahe der Donauquellen liegende Stadt namens Pyrene. Vieles spricht dafür, dass Pyrene mit dem archäologisch gut erforschten Machtzentrum des 6. und 5. Jahrhunderts im Bereich der Heuneburg zu identifizieren ist.


Auszug aus dem Ausstellungskatalog „Magisches Land. Kult der Kelten in Baden-Württemberg“

Südwestdeutschland gilt zusammen mit der Schweiz und Ostfrankreich als »Wiege der keltischen Kultur« und steht seit Jahrzehnten im Zentrum der internationalen Keltenforschung. Die Kelten oder Gallier – wie sie von den antiken Autoren bezeichnet wurden – waren in einzelne Stämme oder Stammesverbände gegliedert. Sie bildeten keine Nation, besaßen aber Gemeinsamkeiten in Kunst und Handwerk sowie allem Anschein nach auch in Sprache und Religion.

Keltenkonzeption des Landes Baden-Württemberg

Sie hat zum Ziel, die historische Bedeutung dieser Kulturepoche an besonderen Fundstätten und Museen im Land sichtbar und erfahrbar zu machen.


Eine der bedeutendsten keltischen Hinterlassenschaften Europas, die oberhalb der Donau gelegene Heuneburg, wird in den nächsten Jahren zu einer neuartigen Kelten- und Naturerlebniswelt ausgebaut. Die baden-württembergische Landesregierung nutzt diesen Anlass, auch andere keltische Fundstätten und Museen im Land in den Blick zu nehmen und sie im Rahmen einer ganzheitlichen Konzeption insgesamt zum »Keltenland Baden-Württemberg« zu entwickeln.

Auf der Seite des Bundeslandes Baden-Württemberg findet sich ein aktueller Bericht zum Stand des Projektes sowie u.a. eine Broschüre (kostenfreies PDF) für Kultur- und Geschichtsbegeisterte, in der bedeutende keltische Fundorte und Museen skizziert werden.
>> zum Bericht


© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2019

AiD 5/2021: Lieferbar ab 22.9.2021

Auch die AiD thematisiert kontinuierlich verschiedene Aspekte der keltischen Welt und berichtet laufend über neueste Erkenntnisse.

Bereits in der kommenden Ausgabe der AiD, wird in der beliebten Rubrik „Sehenswert“ u.a. der Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen vorgestellt. Er ist mit rund 100 Metern Durchmessern einer der größten keltischen Grabhügel Europas.

Und im Interview mit dem Landesarchäologen Professor Dirk Krausse erfahren Interessierte mehr zu spannenden Kelten-Forschungen in Südwestdeutschland.

Die Heuneburg – Herodots Pyrene?

An der oberen Donau liegt zwischen Sigmaringen und Riedlingen eine einzigartige prähistorische Stätte: die Heuneburg – einzigartig sowohl im Hinblick auf die herausragende Qualität der archäologischen Funde als auch den hervorragenden Forschungsstand. Obwohl nach Jahrzehnten systematischer Ausgrabungen immer noch viele Fragen offen sind, bietet sich das faszinierende Bild einer Stadt aus der Zeit zwischen 620 und 450 v. Chr.

Wie kam es zur Entstehung der ältesten Stadt Mitteleuropas, wie sah sie aus, wie gestaltete sich das Leben ihrer Bewohner und warum wurde sie schon nach wenigen Generationen wieder aufgegeben? Ausschlaggebend für die Wahl des Platzes war die Lage am Oberlauf der Donau: Etwa ab hier erlaubte der Wasserstand, den Fluss das ganze Jahr über mit Booten oder Flößen zu befahren. Die Heuneburg bildete den Startpunkt einer Wasserstraße, die auf einer Länge von über 2700 km nach Osten bis zum Schwarzen Meer führte. Andererseits liegt die Heuneburg äußerst günstig für den Verkehr sowohl nach Norden als auch nach Süden. Nach Süden gelangt man über die Alpenpässe in den mediterranen Raum, nach Norden erschließen der Neckar und der Rhein mit seinen Nebenflüssen das nördliche Mitteleuropa.

Der Heuneburg kommt für die Archäologie der Kelten eine Schlüsselrolle zu, sowohl national als auch international. Hier sprach man erstmals in Deutschland von Fürstengräbern, hier wurde schon sehr früh ein Bezug von Grabhügeln und Burg hergestellt. Zahlreiche Ausgrabungen und Projekte auf der Burg und in der Umgebung bieten eine hervorragende Forschungsgrundlage. Seit über einem halben Jahrhundert steht die gesamte Region im Mittelpunkt der europäischen Keltenforschung.

Wer auch immer auf der Heuneburg residierte: Er brauchte Bauern, die Nahrung produzierten, Wege, auf denen Güter herangeschafft wurden, soziale Einrichtungen und religiöse Riten, um die Gesellschaft zusammenzuhalten und die Herrschaft zu sichern. Ein wesentlicher Schwerpunkt der von der DFG geförderten
Forschungen galt den ländlichen Siedlungen, die im Umfeld der Höhenbefestigungen vorauszusetzen sind.

Die Artikel zum Thema

finden Sie in der AiD 1/2017

»Der Istros [das heißt die Donau] nämlich entspringt im Lande der Kelten bei der Stadt Pyrene und fließt mitten durch Europa. Die Kelten wohnen jenseits der Säulen des Herakles und sind Nachbarn der Kynesier, die unter allen Europäern am weitesten im Westen wohnen. Der Istros fließt durch ganz Europa und mündet in den Pontus Euxeinos [das Schwarze Meer] …«
(Herodot, Historien II,33)

Keltenmuseen und aktuelle Sonderausstellungen
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Keltenfürst © Elisabeth Langer

Keltenwelt am Glauberg

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Das Museum lädt Sie ein zu einer Entdeckungsreise in die Zeit der Kelten am Glauberg vor 2400 Jahren. Die Ausstellung präsentiert die europaweit einzigartigen Funde, darunter die Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“.
Bei einem gemütlichen Spaziergang zum rekonstruierten Grabhügel oder einer Wanderung auf dem Keltenwelt-Pfad durch den Archäologischen Park erschließen sich das Denkmal und die herrliche Naturlandschaft.

©KRM Manching Foto Wolfgang Davidd

Kelten Römer Museum Manching

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Vor über 2000 Jahren befand sich in Manching eine der größten und bedeutendsten Keltenstädte Mitteleuropas. Ca. 100 Jahre nach deren Niedergang ließen sich die Römer hier nieder, um im heutigen Ortsteil Oberstimm ein Militärlager zur Grenzsicherung zu errichten. Das kelten römer museum manching präsentiert einzigartige Funde aus über 100 Jahren archäologischer Ausgrabungen der weltweit am besten untersuchten Keltenstadt sowie des römischen Kastells und lässt den damaligen Alltag der Menschen – für Groß und Klein – greifbar nah erleben.

Archäologisches Landesmuseum Konstanz

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Im Rahmen der Keltenkonzeption Baden-Württemberg präsentiert das Archäologische Landesmuseum gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart die Große Sonderausstellung „Magisches Land – Kult der Kelten in Baden-Württemberg“. Die Ausstellung inszeniert seit 24. Juli 2021 den Kult – einen bedeutenden Aspekt keltischen Lebens – und bietet spannende Einblicke in die komplexe Glaubenswelt der Kelten. Die Natur als Wirkkraft des Magischen steht im Mittelpunkt. Besucher sehen naturheilige Orte, lernen keltische Gottheiten kennen, erleben die Ahnenverehrung der Kelten und bestaunen ihre Schätze.

Keltenmuseum Hochdorf/Enz

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Das Museum ist dem frühkeltischen Fürstengrab von Hochdorf mit seinen einmaligen Funden und Befunden aus der Zeit um 540 v. Chr. gewidmet. Die Fülle der Erkenntnisse über den Lebensstil der Hallstattfürsten, die man bei den wissenschaftlichen Untersuchungen dieses außergewöhnlichen Grabes gewonnen hat, stellt das Museum in anschaulicher Weise dar.

Passende (Hör-) Bücher und e-Books zum Thema finden Sie im wbg Verlag


Alle Titel sind über den jeweiligen Link direkt bei der wbg bestellbar.

Spuren des Menschen

800000 Jahre Geschichte in Europa

Umfassend, beeindruckend und anschaulich informieren die Autoren über alle historischen Epochen vom Beginn der Menschheit bis in die Jetztzeit und zeigen die Bedeutung der modernen Archäologie für unsere Kulturbild – ein faszinierender Bildband zum Schmökern und Staunen!

Magisches Land

Kult der Kelten in Baden-Württemberg

Dieser Bildband zur Sonderausstellung „Magisches Land – Kult der Kelten in Baden-Württemberg“ legt den Fokus auf die Ahnenverehrung und die Götterwelt der keltischen Stämme Südwestdeutschlands. Von Opfergaben in Gewässern bis zu den reich ausgestatteten Hügelgräbern – die keltische Religion drückte der Landschaft auf vielfältige Weise ihren Stempel auf. Renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erklären die archäologischen Funde aus dieser spannenden Epoche.

Das Geheimnis der Keltenfürstin

Der sensationelle Fund von der Heuneburg

Nicole Ebinger-Rist und Dirk Krausse begeben sich auf eine spannende Spurensuche in die Zeit der Kelten: Sie fügen archäologische Puzzlesteine zusammen, ordnen Fakten und Laborbefunde ein und geben eine aufschlussreiche Auswertung der Funde.