Thema des Monats September

Jüdische Spuren in der Archäologie

Bild: Jerusalem mit den Bauten Kaiser Konstantins. Fußbodenmosaik, Ausschnitt aus der sog. Palästina-Karte. Madaba (Jordanien), St.–Georgs-Kirche. Byzantinisch, um 560. akg-images / Erich Lessing

Am 11. Dezember 321 erlässt der römische Kaiser Konstantin ein Edikt . Es legt fest, dass Juden städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, bekleiden dürfen und sollen. Dieses Edikt belegt eindeutig, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Eine frühmittelalterliche Handschrift dieses Dokuments befindet sich heute im Vatikan und ist Zeugnis der mehr als 1700 Jahre alten jüdischen Geschichte in Deutschland und Europa.

Dieses Dekret ist die älteste erhaltene Quelle, die auf die Existenz von Jüdinnen und Juden im deutschsprachigen Raum hinweist und bildet den Ausgangspunkt für das Jubiläumsjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland. Wohl kaum eine andere deutsche Stadt ist nachweislich so lange mit jüdischer Geschichte verbunden wie Köln. Im Mittelalter entwickelte sich die Kölner Gemeinde zu einer der größten und bedeutendsten im deutschen Raum.

Köln besitzt mit der im frühen 11. Jahrhundert entstandenen Synagoge und der vermutlich gleich alten Mikwe sowie zusammen mit Worms und Speyer die frühesten archäologischen Befunde, die sicher vor dem Hintergrund jüdischen
Lebens im deutschsprachigem Raum entstanden sind. Jüdische Kultgebäude in der nördlichen Diaspora könnten natürlich vollkommen anders ausgestaltet gewesen sein als im ostmediterranen Raum, wo sich seit dem 3. Jahrhundert
Beispiele finden.

Jüdische Gemeindeeinrichtungen

Text: AiD 2/19
Bild: virtuelle Tour durch die alte Synagoge in Erfurt © Landeshauptstadt Erfurt
https://www.erfurt.de/ef/de/service/mediathek/panoramen/jl_129996.html

Die Synagoge, oft ein markanter Bau, bildete den Mittelpunkt des Quartiers. Hier und auf dem Hof davor fanden religiöse Feste und wichtige Versammlungen statt. Neben Synagoge und Friedhof erfordert der jüdische Kultus eine Reihe weiterer Einrichtungen: Das Ritualbad (Mikwe) mit »lebendigem Wasser« (Grund-, Fluss- oder Regenwasser) war zur Erfüllung der Reinigungsvorschriften nötig. Strenge Vorschriften für das Schächten von Tieren oder das Backen erforderten eigene Backhäuser und Schächtplätze. Zudem konnte die Gemeinde ein Hospital (Hekdesch) oder ein Hochzeitshaus (auch Tanz- oder Spielhaus) einrichten und betreiben. Auch der gemeinschaftliche Betrieb von Kaufhäusern oder Bädern ist überliefert.

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Thema: Jüdische Stadtviertel im Mittelalter

Jüdische Gemeinden bildeten im Mittelalter über viele Jahrhunderte hinweg einen integralen Bestandteil der deutschen Städte. Archäologische Funde sind vielsagende Zeugen vom alltäglichen Leben dieser Gemeinschaften – ein Leben teils blühend, teils gefährdet, oft unterdrückt, aber stets von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt. Die Spuren ihrer Bewohner sind heute beredte Zeugnisse einer wechselvollen Existenz zwischen friedlicher Nachbarschaft und grausamer Verfolgung.

  • Köln – jüdisches Leben zwischen Bischofssitz und Rathaus
  • Judenhöfe – kleine Gemeinschaften abseits der Zentren
  • Gut situierte Bürger in Erfurt
  • Verborgenes Potenzial in Bayerns Städten


Mysterium Jerusalem – Geheimnisse der heiligen Stadt

Jerusalem ist eine der Städte, die zugleich ein Paradies und ein unlösbares Rätsel für Altertumswissenschaftler darstellen. Durchgehend besiedelt und eng bebaut, sind systematische Forschungen kaum möglich. Dennoch gibt es mehr als genug Quellen und archäologische Befunde, um ein immer genaueres Bild der Stadt zu unterschiedlichen Zeiten der langen Geschichte skizzieren zu können. Auch in den letzten Jahren haben die internationalen Forschungen neue Erkenntnisse erbracht.

Die Geschichte der Stadt Jerusalem beginnt in der Mittleren Bronzezeit um 1800 v. Chr. Die Heilige Stadt taucht neben nubischen und kanaanäischen Städten in den sog. ägyptischen Ächtungstexten als Feind Ägyptens auf. Diese aus Nil-Schlamm geformten Figürchen stellten die Könige der ägyptischen Staatsfeinde als gefesselte Sklaven dar. Auf der Vorderseite mit dem Namen der Stadt beschriftet, wurden diese Figurinen in Kulthandlungen rituell verflucht und zerschlagen. Aber wie groß und bedeutend war diese Stadt, welche die Ägypter zu ihren Feinden zählten? Ausgrabungen auf dem Südosthügel Jerusalems geben eine Vorstellung von ihren Ausmaßen.

Antike Welt 1/2021

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Thema: Jerusalem

Die frühen Forschungen in und vor allem auch unter der Stadt gestalteten sich äußerst abenteuerlich. Sehr unterschiedliche Akteure mit divergierenden Interessen machten sich im 19. Jh. ans Werk. Die lange Forschungsgeschichte an diesem zentralen Ort bedeutet nicht, dass nicht immer noch wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Hierbei helfen auch die neuen technischen Möglichkeiten, die der Archäologie zur Verfügung stehen.

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Masada

Der Kampf der Juden gegen Rom

Die renommierte Archäologin Jodi Magness leitete viele Jahre die Ausgrabungen der römischen Belagerungsanlagen und kennt Masada wie kaum jemand sonst. Detailreich präsentiert sie neueste Erkenntnisse und setzt sie in den Kontext der Geschichte Judäas: von Herodes dem Großen über die Zeit Jesu bis zur Vertreibung des jüdischen Volkes durch die Römer. Informativ, klug und spannend erzählt, wird in diesem Sachbuch lange Vergangenes wieder lebendig.

Armageddon

Auf der Suche nach der biblischen Stadt Salomos

Der Archäologe und Bestsellerautor Eric H. Cline erzählt die spannende Grabungsgeschichte einer der berühmtesten historischen Stätten in Israel, die Wiege der biblischen Archäologie überhaupt: Armageddon, der Stadt Salomos im Alten Testament und Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament.

Biblische Archäologie

Von Genezareth bis Qumran

Erinnern Sie sich an jenen Granatapfel aus Elfenbein, der aus dem Tempel Salomons stammen sollte? Nach Jahren fanden Forscher heraus, dass der Apfel echt, aber seine Inschrift gefälscht ist. Cline, Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington Universität, zeigt in seinem Überblick die großen Funde und außergewöhnlichen Pioniere ebenso wie die größten Fälschungen im Land der Bibel. Sein preisgekröntes Werk liegt hier in einer wunderschön bebilderten Neuausgabe vor.