Archäologische Ausgrabung

Gräber

Thema im Dezember 2022

Foto: istock images

Gräber – eine unschätzbare Quelle für die Archäologie

Merowingerzeitliche Kammergräber im Lkr. Sömmerda

Eine der größten Flächengrabungen Thüringens fand 2017–2021 im Bereich einer zukünftigen Großinvestitionsfläche auf dem Gewerbegebiet Kiebitzhöhe bei Kölleda, Lkr. Sömmerda statt. Von dem zu erschließenden Areal von mehr als 60 ha wurden durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) knapp 21 ha flächig untersucht und dabei über 3900 archäologische Befunde erfasst.

Gräberfeld von Elsloo: Erforschung von Grabbeigaben wirft neues Licht auf traditionelle Rollen

Neue archäologische Untersuchungen von Grabbeigaben und Skelettmaterial aus dem ältesten Gräberfeld der Niederlande zeigen, dass die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau vor 7.000 Jahren weniger traditionell war als bisher angenommen. Die Gräber älterer Menschen, vor allem die von Frauen, waren reichhaltig ausgestattet. Mit dem Alter scheint ein gewisser Status verbunden zu sein.

85 Gräber und weitere Funde im ägyptischen Gabal El Haridi

Archäologen einer ägyptischen archäologischen Mission haben 85 Gräber, einen Wachturm und eine Tempelanlage in Gabal El Haridi in der Region Sohag in Ägypten entdeckt. Bei den Ausgrabungen wurden auch 85 in einen Berghang gehauene Gräber entdeckt, von denen einige einfache Arbeitergräber sind, während die größeren Gräber eine Reihe von Gängen über mehrere Ebenen enthalten, die zu einer Grabkammer führen.

Gräber, Grüfte und Gebeine Cover AiD Sonderheft

Mehr lesen

im AiD Sonderheft 25/2022

Gräber, Grüfte und Gebeine

Bestattungen als kulturhistorisches Phänomen

Die Geschichte der Bestattung ist ein unersetzliches Element der Kulturgeschichte des Menschen, das europa- oder weltweit, überregional, regional oder lokal erfasst werden kann. Bis in die Frühgeschichte hinein sind wir dabei fast ausschließlich auf archäologische Forschungen angewiesen, in der Frühzeit der Menschheit auch auf Erkenntnisse der Paläoanthropologie, die sich anhand von Skelettfunden mit der Entwicklung bis zum Entstehen des Homo sapiens beschäftigt.

In der Altsteinzeit geht es primär um die Frage, ob und wie eine Bestattung, also eine bewusste Niederlegung eines verstorbenen Individuums – mutmaßlich begleitet von einer Zeremonie – als solche erkannt werden kann. Als erste Bestattungen weltweit gelten die Befunde aus den israelischen Höhlen Qafzah und Skhul vor ungefähr 130 000 Jahren.

In den nachfolgenden Jahrtausenden erleben wir einen stetigen Wandel der Bestattungspraktiken, die mannigfaltigsten Formen lösten einander ab: Neben Beisetzungen in Höhlen gab es Hügelgräber, Gräber in Steinkisten oder Flachgräber. Außerdem Erd- neben Feuerbestattungen in Einzel- oder Mehrfachgräbern auf Gräberfeldern oder auch in Siedlungen. Jede Epoche prägte ihren Stil, der regional unterschiedlich ausgeformt sein konnte. Daher werden in der Prähistorischen Archäologie Zeitabschnitte und Gruppen oftmals mithilfe der Bestattungssitten voneinander abgegrenzt, was sich an Bezeichnungen wie Urnenfelderkultur oder Hügelgräberkultur ablesen lässt. Seit der Etablierung des Christentums ist zwar eine gewisse Einheitlichkeit in der Bestattungskultur zu erkennen, jedoch etablieren sich gegenwärtig, ähnlich wie in der Frühen Neuzeit, wieder neue und vielfältige Formen des Totengedenkens. Dazu zählen Seebestattungen und Gräber im Friedwald ebenso wie Weltraumbestattungen in Aschekapseln oder die zu synthetischen Diamanten transformierte Asche der Verstorbenen. […]
Textauszug

Fotos © Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv | Foto: Maja Wirkus

KulturCard-Partner
Museum für Sepulkralkultur in Kassel

Sterben und Tod, Trauern und Gedenken – das sind die zentralen Themen, mit denen sich das deutschlandweit einzigartige Museum für Sepulkralkultur beschäftigt. Es zeigt in seiner ständigen Sammlung kulturhistorische und zeitgenössische Zeugnisse der Bestattungs-, Friedhofs- und Trauerkultur im deutschsprachigen Raum vom Mittelalter bis heute und gibt darüber hinaus Einblicke in andere Kulturen und deren Bestattungsriten

Mit wbg-KulturCard für Abonnenten von AiD oder ANTIKE WELT: 40 % Ermäßigung auf den regulären Eintrittspreis.

Häuser für die Ewigkeit

Eine Zeitreise durch mehr als 3000 Jahre altägyptischer Grabkultur und Jenseitstexte

[…] Entsprechend wenig Wert legten die alten Ägypter auf die Bauwerke der Lebenden, inklusive der Paläste der Pharaonen: Sie wurden aus getrockneten Lehmziegeln errichtet und hatten oft nicht lange Bestand. Doch der Baustoff für Gräber und Tempel war Stein – der dauerhafteste und stärkste Baustoff, den man damals kannte. «Häuser für die Ewigkeit» hießen die Gräber, die man aus Stein errichtete oder in den Fels hineintrieb.

Im Neuen Reich zeigen die Grabanlagen – obwohl noch zu Lebzeiten des Auftraggebers erstellt – dessen Leben bereits im Zustand der Vollendung. Wichtige Stationen seines Lebens wurden in Wort und Bild festgehalten, und die Inschriften komplettierten diese in der Regel sicher idealisierte Biografie. Für die alten Ägypter bedeutete die Verschriftlichung und Verbildlichung einer Idee deren Realitätswerdung. Wurde also der Grabeigner an der Seite seines Ka im elysischen Jenseits gezeigt, in der Begegnung mit dem Totengott Osiris, der ihm die Hände zur Umarmung entgegenstreckt, so wurde diese Darstellung auf magische Weise Wirklichkeit. Gleiches gilt für die bildgewaltigen Unterweltsbücher, welche die Nachtfahrt des Sonnengottes beschreiben und die königlichen Grabanlagen im Tal der Könige im Neuen Reich zieren: Indem sie auf die Wände gebracht wurden, wurde sichergestellt, dass die Nachtfahrt des Sonnengottes erfolgreich sein würde, dass er jede Nacht seinen Erzfeind, den Schlangendämon Apophis, besiegen und am Morgen verjüngt und neu erstarkt am östlichen Horizont emporsteigen würde.

Die Architektur ebenso wie die Dekoration der Grabanlagen veränderte sich im Laufe des Pharaonenreiches. Deutlich lässt sich an ihnen ablesen, wie sich Form und Ausgestaltung den sich ebenfalls immer wieder wandelnden mythologischen Vorstellungen anpassten: Die Architektur folgt dem Mythos, könnte man verkürzt sagen. […] Textauszug


Gräber im alten Ägypten – Häuser für die Ewigkeit

Mehr lesen

im ANTIKE WELT Sonderheft 8/2020

Foto: © A.Thünker DGPh, Bonn.

KulturCard-Partner
Römergrab Weiden bei Köln

Antike pur im Kölner Westen: Die unterirdische Grabkammer aus dem 2. – 4. Jahrhundert wurde 1843 eher zufällig entdeckt; heute zählt sie zu den besterhaltenen und eindrucksvollsten Grabbauten aus römischer Zeit nördlich der Alpen. Sie ist begehbar und zeigt noch einen Großteil ihrer originalen Ausstattung; sie mutet wie ein antikes Speisezimmer (triclinium) an. In ihrer Authentizität und Geschlossenheit bietet sie ein einzigartiges Raumerlebnis. Nirgendwo sonst in Deutschland fühlt man sich den Römern näher. Einst hat dort eine reiche Gutsbesitzerfamilie ihre Angehörigen bestattet.

Mit wbg-KulturCard für Abonnenten von AiD oder ANTIKE WELT: 2 Karten zum Preis von einer.